FAZ Dossier

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00:00:00: FAZ Dossier Hirnforschung elektronische Medien erobern sich immer mehr medizinische Nischen im World Wide Web.

00:00:09: Besonders die Psychotherapie scheint für die interaktiven Medien geradezu prädestiniert zu sein.

00:00:15: Können Computerspiele beispielsweise gegen posttraumatische Belastungsstörungen helfen.

00:00:21: Die Schmerzen der Seele flüchtet in den Cyberspace,

00:00:28: eine Zeitenwende auch in der Psychotherapie immer mehr Patienten und Psychologen suchen ihr Heil in Internet-Therapie and software und Videoprogramme bisher oft vergeblich.

00:00:41: Von Joachim Müller-Jung.

00:00:45: 60 mehr oder weniger gut gelaunte Studenten sie in völlig unvorbereitet einen extrem brutalen Film mit Bildern von durchlöcherten Köpfen und blutüberströmt im Körper.

00:00:57: Eine halbe Stunde später werden die meisten von ihnen geimpft eine kognitive Impfung für das Vergessen gegen das Trauma im Kopf gegen die nächtens wiederkehrenden erinnerungen gegen Albträume,

00:01:12: ja gegen den manche sogar völlig verstörenden traumatischen Nachhall denen solche Bilder hinterlassen.

00:01:20: Geimpft wird an der Universität Oxford und nicht etwa mit Pillen oder mit Spritzen sondern mit Bildern oder Worten.

00:01:29: 20 Studenten sollen 10 Minuten lang das immer noch populärste schon ein Vierteljahrhundert bewerte Computerspiel tetris spielen.

00:01:39: 20 andere Studenten sollen in der Zeit ein Gespräch führen und dabei Quizfragen beantworten.

00:01:46: Der Rest wird mit nichts von alledem beschäftigt eine Woche lang füllen die Studenten dann täglich einen Fragebogen aus.

00:01:55: Haben sie Albträume machen sie schwitzend auf wie oft denken Sie an die Horrorbilder wie hat sich Ihre Stimmung verändert.

00:02:04: Viele Fragen und eine klare Antwort von den Oxforder Psychiatern nach deren Auswertung.

00:02:11: Von den Studenten die sich nach den schockierenden Filmsequenzen mit dem bunten fallenden Klötzchen am Computer Beschäftigten,

00:02:19: zeigten weniger als halt so viele die typischen Symptome einer posttraumatischen Belastungsstörung wie bei den ungeimpften,

00:02:27: und auch deutlich weniger als in der Frage Spielgruppe.

00:02:32: Das Ganze funktionierte im Versuch auch wenn die Studentin erst vier Stunden nach dem Film zu spielen Anfängen,

00:02:39: und die Theorie in der alledem,

00:02:42: bringt man die frischen traumatisierenden Bilder in den visuellen Hirnzentren mit ebenso fordernden aber harmlosen tetris Bildern in Konkurrenz wird der Horror verdrängt,

00:02:55: heißt das also ein Computerspiel kann die seelische Zerrüttung verhindern das Gespräch weniger.

00:03:03: Die Veröffentlichung der Oxforder Studie jüngst in der Zeitschrift PLUS one war nicht die erste die diesen Schluss nahelegt.

00:03:13: Kurz danach war es eine Publikation in der amerikanischen Zeitschrift Journal of Clinical child and adolescent psychology

00:03:21: in dem Forscher der Ohio State University darüber berichteten wie 50 hyperaktive Jugendliche mit der Diagnose ADHD dank einer in Schweden

00:03:33: unter anderem am Karolinska-Institut entwickelten Software aufmerksamer wurden und deutlich verbesserte Gedächtnisleistungen an den Tag legten.

00:03:43: Das Computerprogramm Kotelett ist angelegt wie ein modernes PC-Spiel mit einer im Algorithmus eingebauten Dynamik,

00:03:52: es erhöht den Schwierigkeitsgrad je erfolgreicher das Arbeitsgedächtnis der Patienten die Zahlenkolonnen und Aufgaben meistert.

00:04:01: Je schneller der Patient also Fortschritte erzielt.

00:04:04: 5 Wochen nach der virtuellen Behandlung zeigten sich viele der Eltern mit der Behandlung ihrer hyperaktiven Kinder ausgesprochen zufrieden.

00:04:14: Es ist kein Zufall dass man von solchen Projekten und Angeboten jetzt immer öfter hört,

00:04:20: die elektronischen Medien massenhaft verbreitet und auch immer einfacher zu bedienen erobern sich gerade einen medizinischen Ischl nach der anderen im World Wide Web,

00:04:32: und die Psychotherapie scheint für die interaktiven Medien geradezu prädestiniert.

00:04:38: Schon 1998 hatten der Psychiater Alexander Scheck sei und seine Kollegen von der Universitätsklinik Regensburg mit ihren ersten Berichten über

00:04:49: Ziele medizinische Concealer

00:04:52: zur kostengünstigen und effizienten Behandlung von dutzenden depressive schizophrene und alkoholkranker alter Menschen in der Provinz für Aufsehen unser Therapeuten Geld.

00:05:04: Ihr Mittel Video Tele Konferenzen von Patient zu Therapeut von der Landarztpraxis oder von Klinik zu Klinik.

00:05:14: Als die Branche sich im Jahr 2010 in Berlin zur gemeinsamen Jahrestagung der Fachgesellschaft HF

00:05:21: hatte Scheck sei vor allem darüber zu klagen welche Steine der online Psychotherapie immer öfter in den Weg gelegt werden,

00:05:30: der Datenschutz Haftungsfragen und das Berufsrecht.

00:05:35: Christian Dirks Arzt und Rechtsanwalt in Berlin mit einem Schwerpunkt internetbasierte Therapien sieht ebenfalls Klärungsbedarf,

00:05:45: das geht klar das Verbot der ausschließlichen Fernbehandlung aber was genau heißt ausschließlich.

00:05:52: Das ist keineswegs das einzige? Hinter der virtuellen Psychotherapie es ist ein kleines unter vielen großen.

00:06:01: Welche Patienten und welche Krankheitsbilder in Frage kommen fernmündlich oder audiovisuell wie er Software psychotherapeutisch behandelt zu werden ist völlig ungeklärt,

00:06:13: und dabei brummt der Markt wie Thomas Bär von der Bundespsychotherapeutenkammer in Berlin zu berichten hatte,

00:06:20: es gibt Computerprogramme mit und ohne die Begleitung von erfahrenen wahrhaftigen Therapeuten,

00:06:27: es gibt die Angebote mit elektronischer Post oder Internetflat eine Art E-Mail Therapie und die fast schon klassische Videotelefonie von der Bär sagt.

00:06:38: Diese Therapieangebote nehmen derzeit dramatisch zu.

00:06:43: Nicht zuletzt auch weil der Patient mit Videotelefonie über den Verbreitungsweg Internet quasi in jedem Haushalt zu jeder Zeit erreichbar ist.

00:06:54: In der Psychotherapeutenkammer hat man die populärsten Angebote daraufhin geprüft ob und bei wem sie Wirkung zeigen,

00:07:03: Ergebnis aussagekräftige kontrollierte Studien über Behandlungserfolg nicht zuletzt aber auch über mögliche Nebenwirkungen sind extrem dünn gesät.

00:07:14: Am schlechtesten geprüft sind die im Internet käuflichen Computerprogramme ohne professionelle Begleitung,

00:07:21: wie wie eine Art virtuelles Selbsthilfeprogramm funktionieren und sich an den Verfahren der kognitiven Verhaltenstherapie anlehnen.

00:07:31: Bei drei Studien zur Behandlung von Angst sozialen Phobien bzw Alkoholismus würden Bär zufolge geringe bis nicht signifikante Effekte erzielt.

00:07:43: Mehr als die Hälfte der Patienten bricht den elektronischen Therapieversuch ab bei einigen Programmen sollen s455 sein,

00:07:53: zumindest was die Abbrecherquote angeht sollen Softwarepakete die vom Therapeuten empfohlen und von diesem auch begleitet werden ähnlich abschneiden wie die klassische Sitzung auf dem Sofa des Therapeuten.

00:08:07: Bea sagt.

00:08:09: Die Wirksamkeit der Softwarelösungen sind offenkundig deutlich schlechter und werden deshalb inzwischen auch meist nicht als Therapieangebot sondern zur Gesundheitsförderung angeboten.

00:08:20: Etwas bessere Effekte sollen mit der E-Mail Therapie erzielt werden wenn also Therapeut und Patient sich ständig wenn auch mit Zeitverzögerung online austauschen.

00:08:32: Bei der Behandlung von Angststörungen und Depressionen so Bär habe man mit solchen fern schriftlichen Interventionen einige Besserungen bei Patienten erzielt die nah an die klassische face-to-face Therapie kommen.

00:08:47: In diesen Fällen,

00:08:48: fällt freilich ebenso wie im Fall der Videotelefonie die insbesondere bei depressiven Kindern bulimiekranken und traumatisierten Patienten auch im Klinikbetrieb schon Wirkung gezeigt haben vor allem eines auf,

00:09:03: die Zahl der behandelten Fälle und der kontrollierten Studien ist gemessen an der enormen Verbreitung Teil schwere seelische Störungen verschwindend gering.

00:09:14: Die Ärzte und Psychologen beginnen offenkundig gerade erst Erfahrungen mit den neuen Medien zu sammeln.

Über diesen Podcast

In den F.A.Z.-Dossiers stellen wir Ihnen ausgewählte Tracks aus der Reihe der F.A.Z.-Hörbücher vor. Auf der Basis von besonderen Beiträgen aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung produzieren wir in erstklassiger Studioqualität unterhaltsame und informative Audio-Features, die ein Thema aus Insider- und Experten-Perspektive behandeln. Die Autoren der Beiträge sind Wissenschaftler und Fachjournalisten, die ihr Wissen mit aufgeschlossenen Lesern und Hörern teilen.
Die den Dossiers zugrunde liegenden Hörbücher enthalten jeweils zwischen acht und zwölf Audio-Features, die bis zu 30 Minuten Spieldauer haben.

Die erste Serie dieser F.A.Z.-Dossiers stellt verschiedene Aspekte der Hirnforschung vor. Nach einer Einführung durch den Leiter der F.A.Z.-Wissenschaftsredaktion, Joachim Müller-Jung widmen sich die ersten drei Beiträge dem Ursprung der Musik und ihrer Wirkung auf das menschliche Gehirn.

Danach geht es mit dem Thema „Mensch und Spiel“ weiter. Zwei Folgen behandeln die Frage, aus welchem Grund und auf welche Art Menschen spielen.
Das dritte Thema ist „Sprache und Kommunikation“: Wie entsteht Sprache und wie sind ihre Konventionen im Gehirn verankert?
Die nächsten Beiträge schicken den Hörer auf die Fährte der Kreativität und beleuchten den Zusammenhang von Denken und Schöpfung.
Wie und wieviel kann der Mensch lernen lautet die Frage, die die Autoren des vorletzten Blocks umtreibt, bevor abschließend ketzerisch nach dem Sinn des Gehirns im digitalen Zeitalter gefragt wird.

Sprecher: Thomas Stecher, Markus Kästle, Olaf Pessler, Christian Geisler.
Studioregie, Mischung und Musik: Timm Haberland.
Redaktion und Textregie: Birgitta Fella, Sofia Egerton, Hans Peter Trötscher.
Produktionsleitung: Hans Peter Trötscher.
F.A.Z.-Dossiers sind eine Koproduktion der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH und der just GmbH.

Die vollständigen Hörbücher der F.A.Z. (Spieldauer ca. 2,5 Stunden) können Sie mit speziellen Einführungen und thematischen Überleitungen in unserem F.A.Z. Shop als CD (je 19,90 €) oder als MP3-Download (je 18,99 €) erwerben. Hier finden Sie auch die gesamte Hörbuchreihe der F.A.Z. mit über 70 Titeln aus verschiedenen Sachgebieten wie Wissenschaft und Reise sowie besondere Angebotspakete (z.B. Gesamtreihe „Hirnforschung“).
Jetzt in Hörenswertes eintauchen unter www.faz-hoerbuch.de

von und mit Frankfurter Allgemeine Zeitung FAZ

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